Im Gespräch mit WhereNext erklärt Sebastian Benner von Holcim Schweiz, wie GIS-Technologie von Esri dabei unterstützt, Biodiversitätsziele zu erreichen. Erfahren Sie, wie Holcim die biologische Vielfalt nachhaltig fördert.
Die Erhaltung der Biodiversität ist eine Herausforderung, die über die Grenzen von Ökosystemen und Industrien hinweg eine zentrale Rolle spielt. In diesem Zusammenhang hat Holcim Schweiz, als einer der führenden Baustoffproduzenten, entscheidende Maßnahmen und Ziele formuliert, um den Schutz und die Förderung der biologischen Vielfalt in den Vordergrund ihrer Unternehmensstrategie zu stellen.
Sebastian Benner, Projektleiter Reserves and Mining, gibt uns Einblicke in die ambitionierten Biodiversitätsstrategien des Unternehmens und die Rolle moderner Technologien wie GIS, die dabei helfen, diese Ziele zu erreichen.
Sebastian Benner
Projektleiter Reserves and Mining bei Holcim Schweiz
Holcim ist eines der führenden Unternehmen der Baustoffindustrie. Welche spezifischen Ziele hat sich Holcim Schweiz in Bezug auf die Biodiversität gesetzt?
Sebastian Benner: Als eine der größten Baustoffproduzentinnen der Schweiz sind wir uns unserer Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen bewusst und nehmen unsere Verantwortung bezüglich deren Schonung sehr ernst.
Durch die Herstellung von Zement, Kies und Beton, und den damit verbundenen Rohmaterialabbau, greifen wir zwangsläufig in die Natur und die Landschaft ein. Die Rohstoffgewinnung stellt jedoch nur eine zeitlich begrenzte Nutzung dar, die stets von einer fachgerechten Rekultivierung und Renaturierung begleitet wird.
Die Vielfalt an Lebensräumen in unseren Abbaustätten bietet vielerorts eine einzigartige Chance für den Schutz und die Förderung seltener Tier- und Pflanzenarten. Durch ein gezieltes Biodiversitätsmanagement, sowohl während als auch nach der Gewinnungsphase, können sich regelrechte Hotspots der Artenvielfalt entwickeln, die viele unserer Abbaugebiete zu wichtigen Rückzugsgebieten für zahlreiche seltene und bedrohte Arten machen.
Unser Unternehmen hat sich ambitionierte Ziele gesetzt, um bis zum Jahr 2030 einen messbaren und positiven Einfluss auf die Biodiversität sicherzustellen. Als Teil unserer Umweltziele haben wir eine umfassende Biodiversity Roadmap entwickelt, die darauf abzielt, alle Abbaustandorte und sämtliche Werksareale (Zement-, Kies- und Betonwerke) in der Schweiz auf ihr Potenzial für zusätzliche ökologische Aufwertungsmöglichkeiten hin zu untersuchen. Durch die Implementierung geeigneter Fördermaßnahmen streben wir an, die Biodiversität an unseren Standorten bis 2030 nachweislich zu fördern.
Welche konkreten Maßnahmen ergreift Ihr Unternehmen, um diese Biodiversitätsziele zu erreichen?
Sebastian Benner: Eine der wichtigsten Säulen unserer Biodiversitätsstrategie ist die kontinuierliche fachgerechte Renaturierung und Rekultivierung unserer Abbaustätten. Aus diesem Grund ist es unser Bestreben, die Abbaugebiete nach der Betriebsphase bestmöglich in die Naturlandschaft zu reintegrieren und der Fauna und Flora einen intakten Lebensraum zurückzugeben. Durch gezielte Maßnahmen wie die Anpflanzung standortangepasster, einheimischer Vegetation und die Schaffung wertvoller Habitate für seltene Tier- und Pflanzenarten tragen wir dazu bei, dass sich unsere ehemaligen Abbaugebiete wieder zu vielfältigen Ökosystemen entwickeln.
Um sicherzustellen, dass die von uns umgesetzten Renaturierungs- und Rekultivierungsmaßnahmen sowie sonstigen ökologischen Fördermaßnahmen wirksam sind, findet deren Umsetzung in enger Abstimmung mit externen Fachleuten, Naturschutzorganisationen sowie Gemeinden statt. Durch regelmäßige Kontrollen wird der Erfolg der Maßnahmen überwacht. Im Falle von Fehlentwicklungen kann rasch korrigierend eingegriffen werden. Damit stellen wir sicher, dass unsere Handlungen den höchsten ökologischen Standards entsprechen und wir einen Beitrag zur Förderung der Biodiversität an unseren Standorten leisten.
Seit 2021 setzen wir in der Schweiz und angrenzenden Regionen durch externe Experten entwickelte ökologische Fördermaßnahmen um, um die Biodiversität bis 2030 zu verbessern. Fortschritte werden durch ein mit der IUCN entwickeltes Monitoring-System das Biodiversity Indicator and Reporting System (“BIRS”) ab 2024 überwacht.
Sie nutzen Esri Technologie. Wie hilft diese, Ihre Ziele zu erreichen?
Sebastian Benner: Bei der Umsetzung der beschriebenen Maßnahmen, insbesondere bei der Überwachung der Zielerreichung, bieten Esri Produkte umfangreiche Möglichkeiten und Vorteile.
Hierzu gehören beispielsweise die Erfassung der naturräumlichen Situation in Form von Habitatkarten, die Erfassung und Verwaltung von standortspezifischen, biodiversitätsbezogenen Daten oder auch die Visualisierung bzw. Simulation zukünftiger Planungen (Rekultivierung/Renaturierung).
Wenngleich die Datenerfassung und -verarbeitung derzeit meist noch zentral erfolgt, so bieten Tools wie ArcGIS Online in Verbindung mit ArcGIS Apps zur Felddatenerfassung wie z.B. Survey123 oder ArcGIS Field Maps erhebliches Potential zur Steigerung der Effizienz bei der Datenerfassung, Weiterverarbeitung und Auswertung.
Welche Herausforderungen sehen Sie in der Zukunft für Holcim und wie könnte die Esri-Technologie dabei helfen, diese zu bewältigen?
Sebastian Benner: Mit der wachsenden Wichtigkeit von Biodiversitätsthemen generell, auch speziell im Kontext der Rohstoffgewinnung, steigt auch das Volumen an verfügbaren Messdaten und Beobachtungen stetig an. So hat die Menge an biodiversitätsbezogenen Daten, die anfänglich im Zuge von Genehmigungsverfahren (Umweltverträglichkeitsprüfungen) oder später während der Betriebsphase als Teil der Umweltbegleitung erhoben werden, in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Diese Daten sind eine entscheidende Grundlage bei der Planung, Durchführung und Bewertung der Abbau-, Auffüll- und Rekultivierungsvorhaben und somit essenziell für ein optimales, an den Standort angepasstes Biodiversitätsmanagement.
Esri Tools bieten vielfältige Möglichkeiten, diese Datenmengen sinnvoll zu verwalten und auszuwerten. Auf diese Weise lassen sich Veränderungen bzw. Entwicklungen über längere Zeiträume hinweg verfolgen und ausführlich dokumentieren. Trends können visualisiert und analysiert werden, bei Bedarf können korrigierende Maßnahmen früh und effizient ergriffen werden. Dies wiederum hilft, den eigenen Beitrag zum Erhalt und zur Förderung der biologischen Vielfalt qualitativ zu verbessern, bei gleichzeitiger Steigerung der Effizienz und der Nachhaltigkeit.