Immer weniger Wohnraum, Blechlawinen auf den Straßen, Feinstaub und klimatische Herausforderungen – keine Frage: Die Lage für Städte und Kommunen spitzt sich zu. Entscheidungsträger:innen in den Verwaltungen und Behörden stehen vermehrt vor brisanten Fragen – allen voran: Wo und wie kann verdichtet werden? Wie lässt sich eine qualitative Verdichtung garantieren, die Natur und Umwelt berücksichtigt? Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus?
Ob Bauen, Verkehrsplanung oder Umwelt und Lebensqualität – all diese Themen eint ihre Komplexität und Abhängigkeit voneinander. So schafft ein neuer Gebäudekomplex einerseits Wohnraum, kann aber andererseits bei falscher Standortwahl die Stau- und Abgasbelastung weit nach oben treiben.
Entwicklungen sichtbar machen
Doch nicht nur die Komplexität neuer Bauprojekte ist eine Herausforderung. Investoren und kommunale Entscheidungsträger:innen haben unterschiedliche Standpunkte. Zugleich steigt der Anspruch der Bevölkerung, an der Gestaltung der Stadt teilzuhaben. Schließlich ist es ihr Lebensumfeld. Von einer einfachen Entscheidungsfindung kann hier nicht die Rede sein.
Wie also lassen sich neue Eingriffe in den Kosmos ‚Stadt‘ vorab und vor allem umfassend bewerten und allen Interessensvertreter:innen eine einheitliche Sicht auf geplante Projekte bereitstellen?
Besonderes Potenzial verspricht der Urban Twin als virtuelles Abbild der realen Stadt. Er nimmt Daten auf, repliziert Prozesse und verhält sich genauso wie ihr reales Gegenstück. So lassen sich vergangene, aktuelle und künftige Vorhaben analysieren, vorab simulieren und bewerten.
Wie wirken sich Städtebau-Projekte aus?
Dank des Digital Twins einer Stadt lassen sich entscheidende Fragen schon vorab am Bildschirm beantworten. Und noch mehr!
GIS als Fundament
Digitale Zwillinge entstehen nicht von selbst. Daten müssen erst „zum Leben erweckt werden“. Genau hier kommen Geoinformationssysteme (GIS) ins Spiel. Sie setzen raumbezogene Daten in einen Kontext, ermöglichen ihre Erfassung sowie Visualisierung und erlauben weitreichende Analysen. Nicht nur Unternehmen, auch Städte und Kommunen optimieren auf ihrer Basis verschiedene Themenbereiche. Hier ein paar Beispiele:
- In Echtzeit reagieren: IoT und Sensoren sind ein fester Bestandteil unserer Umwelt. Sie lassen sich in den Digital Twin einbinden und helfen, das Leben in der Stadt in Echtzeit zu modellieren. Auf dieser Grundlage können die Mobilität, die Gesundheit, der Energieverbrauch und damit die Resilienz einer Stadt geplant werden.
- Verdichtungsszenarien verstehen: Planungsszenarien lassen sich heute mit 3D-Modellierungstools direkt im Webbrowser nutzen. Planungsbeteiligte entwerfen so eine Vision für jedes Grundstück und jedes Stadtviertel. Abstrakte Bauvorhaben und Pläne in Papierform, unter denen sich Fachfremde nichts vorstellen können, sind passé.
- Bebauungsvorschriften testen: Durch das Testen von Parametern können potenzielle Flächennutzungsänderungen oder Abweichungen in Bebauungshöhen simuliert und direkt im GIS die Auswirkungen abgeschätzt werden.
- Partizipation: Apps und webbasierte Tools bieten die Möglichkeit, dass sich Bürger:innen kreativ an der Stadtentwicklung beteiligen. Das erhöht die Transparenz.
- Digitalisierung: Benachrichtigungen und Anfragen lassen sich heute automatisieren. Das spart Zeit und Ressourcen. Darüber hinaus ergänzen Städte zunehmend bestehende Verfahren durch digitale Einreichungen und Angebote für die Online- Bürgerbeteiligung.
- Bessere Zusammenarbeit: Alles steht heute im Zeichen der Kooperation. Mit der richtigen Geo-IT-Plattform bauen Städte und Kommunen die Brücke zwischen Planern, Bevölkerung und Unternehmen.
Keine Frage: Stadtplanung ist ein vielschichtiges Thema, das in Sachen Digitalisierung vielerorts noch Luft nach oben hat. Dank des Urban Twins und intelligenter Geoinformationssysteme wird heute schon sichtbar, was morgen möglich ist. Zudem lässt sich vernetzt, sicher und effizient wie nie zuvor agieren.