Stadt Luzern nutzt Geoinformationssysteme und Digitalisierung, um effizienter und klarer zu agieren. Ein Blick hinter die Kulissen.
Im Zeitalter der digitalen Transformation spielen Geoinformationssysteme (GIS) eine zusehends zentrale Rolle. Luzern ist hier keine Ausnahme – im Gegenteil. Mit Hilfe von Esri Technologien hat die Stadt in den vergangenen Jahren diverse Lösungen realisiert, wovon die Stadtverwaltung sowie die Bevölkerung profitiert.
Erfahren Sie hier anhand von drei konkreten Beispielen, wie Luzern diese Transformation erlebt und gemeistert hat. Die Stadt setzt u.a. die Esri Technologie für die Verwaltung von raumbezogenen Objekten ein und optimiert die Geschäftsprozesse.
Stadtplan Luzern
Der Online-Stadtplan der Stadt Luzern ist das offene Tor und damit die Vorzeigeapplikation für raumbezogene Daten der Stadt Luzern. Mit einer Masse an Zugriffen pro Jahr stellt er ein wichtiges Tool für die Bevölkerung, Touristinnen und Touristen sowie die städtischen Vereine und Organisationen dar. Zahlreiche städtische Dienststellen stellen hier wichtige Informationen für die Benutzenden zur Verfügung.
In seiner Grundfunktion bietet der Stadtplan der Bevölkerung einen Überblick über verschiedene raumbezogene Daten, die thematisch gruppiert werden. Auf diese Weise können der Bevölkerung Informationen zu verschiedenen städtischen Themen mit räumlichem Bezug vermittelt werden. Aktuell werden im Stadtplan zum Beispiel Schulen, Altersbetreuungen, Kinderbetreuungen mit Hinweis auf die Verfügbarkeit, Sportanlagen zum Reservieren, Spielplätze, Toiletten, Abfallsammelstellen, soziale Treffpunkte und öffentlich Obstbäume dargestellt. In Zusammenarbeit mit den Dienststellen soll abgeklärt werden, welche Themen für die Öffentlichkeit einen tatsächlichen Mehrwert bringen.
Alles geht digital: Die Lösung funktioniert webbasiert sowie mobil. Es ist eine Projektlösung in Zusammenarbeit mit Esri entstanden. Die im Standplan eingesetzte Technologie ist im Wesentlichen ein Zusammenspiel zwischen Esri Web Maps, Esri ArcGIS Maps SDK for Javascript und der React Bibliothek. In den Web Maps werden, vereinfacht ausgedrückt,
die räumlichen Daten und deren Darstellung aufbereitet und auf ArcGIS Enterprise (Portal) zur Verfügung gestellt. React wird für das responsive Frontend verwendet, um eine bedienungsfreundliche Applikation zu erstellen. Mit ArcGIS for JS werden die Web Maps ausgelesen und im Frontend dargestellt, zudem bietet es Funktionalitäten, um verschiedene Bedürfnisse, wie Mess-, Zeichenwerkzeug, Routing, Ortung usw. zu implementieren.
Damit die Daten für den Stadtplan aktuell sind, werden sie von den städtischen Abteilungen sowie vom Geoinformationszentrum unter anderem in Esri Applikationen bewirtschaftet.
Digitale Grabsuche (Routing in der Verstorbenensuche)
Bisher stand die Friedhofverwaltung für Auskünfte zu den Grabstandorten nur unter der Woche während den Öffnungszeiten zur Verfügung. Da viele Personen den Friedhof jedoch außerhalb dieser Öffnungszeiten besuchen, bestand das Bedürfnis, diese Informationen online Verfügbar zu machen und dementsprechend die Besucherzufriedenheit zu verbessern. Angehörige oder Freunde sollen die Möglichkeit haben, außerhalb der Öffnungszeiten via Smartphone oder Computer einen Grabplatz von Verstorbenen zu suchen.
Das Suchformular wurde durch den CMS-Anbieter der städtischen Webseite umgesetzt, von welchem auch die Fachapplikation der Todesfallverwaltung betrieben wird. Nach Eingabe der Informationen zur gesuchten Person öffnet sich eine neue Seite mit den Personeninformationen aus der Todesfallverwaltung. Auf dieser Seite wird unten eine Karte dargestellt, welche mit verschiedenen ArcGIS-Komponenten umgesetzt wurde. Die Karteninhalte werden aus ArcGIS Enterprise (Portal) geladen. Verwendet werden verschiedene Dienste wie Kartendienste, Basemaps, Netzwerk-Analyse-Services oder Geocodierungs-Services (Locator). Das Verhalten und die Funktionalität (Routing vom zum gewünschten Grab) der Karte und die Interaktion mit den zuvor erwähnten Diensten wird mithilfe der ArcGIS JavaScript API umgesetzt.
Partizipative Mitwirkung der Bevölkerung
Die Bevölkerung und weitere Betroffene möchten frühzeitig über die Ziele und Inhalte von Planungen informiert und in geeigneter Form miteinbezogen werden. Die Stadt Luzern hat sich dazu entschlossen, für die Zusammenführung der Bau- und Zonenordnungen (BZO) von Littau und Luzern in Form einer öffentlichen Mitwirkung frühzeitig die Partizipation der Bevölkerung anzustreben und die Möglichkeit zu bieten, bereits in einer frühen Phase Rückmeldungen geben zu können.
Mit dem Experience Builder wurde eine Applikation erstellt, die verschiedenen Aspekte der zusammengeführten BZO präsentierte. Als Hauptthema war die in Ausarbeitung stehende Bau- und Zonenordnung dargestellt und die Bestimmungen pro Grundnutzungszone konnten aufgerufen werden. Zusätzlich wurden Informationen zu ausgewählten Fokusgebieten aufgeschaltet. Die Grundlage wurde als Kartendienst bereitgestellt, die mit den ArcGIS Desktop-Produkten aufbereitet wurden.
Eine der wichtigsten Änderungen ist, dass in Zukunft die Überbauungsziffer (ÜZ) anstelle der Ausnützungsziffer (AZ) sowie die Gesamthöhe (GH) anstelle der Geschosszahl angegeben wird. Um diese Änderung zu visualisieren, wurden mit Hilfe von ArcGIS Urban und CityEngine, 3D-Gebäudevolumen mit der maximalen Ausnützung basierend auf den alten Bestimmungen der AZ, sowie mit der maximalen Ausnützung basierend auf den neuen Bestimmungen der ÜZ modelliert. Die Gebäude wurden für die weitere Verwendung auf ArcGIS Enterprise (Portal) aufbereitet, um sie in eine Webszene zu integrieren. Diese beinhaltet das städtische 3D-Stadtmodell als Basis. Darin können die modellierten Gebäude überlagert werden, damit die Änderungen von der alten zur neuen Bestimmung bezüglich der maximalen Ausnützung ersichtlich sind. Damit konnte der Wechsel im Bau- und Zonenreglement erklärt und visuell veranschaulicht werden.
Fazit
Geodaten sind für Luzern ein wichtiger Eckpfeiler für die erfolgreiche digitale Transformation der Stadtverwaltung. Durch das Geoinformationszentrum wird eine zentrale Verwaltung und Bewirtschaftung der Geodaten gewährleistet, wodurch die Stadtverwaltung sowohl an Qualität als auch Effizienz gewinnt. Die Stadt hat die Bedeutung der raumbezogenen Daten vor mehr als 100 Jahren erkannt und Wert daraufgelegt, dass die Daten der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Eine Vision, welche wir heute über die Open Government Data Strategie verfolgen.
In diesem Kontext spielen die Prinzipien der Datenmodellierung und semantischen Transformation eine zentrale Rolle. Mit Blick in die Zukunft verlagert sich die GIS-Welt immer mehr in Richtung Web, wobei standardisierte Schnittstellen systemübergreifende Datenintegrationen ermöglichen.
Diese hochqualitativen Daten sind ein wesentlicher Beitrag, um ein digitales Abbild der realen Welt (digitaler Zwilling) zu erstellen. Ein digitaler Zwilling kann für ein bestimmtes Thema (z.B. Verkehr, Umwelt, Stadtplanung etc.) bestehen und unterschiedliche raum- und nichtraumbezogene Daten aus verschiedenen Systemen zu diesem Thema verknüpfen. Darauf basierend können Analysen und Simulationen durchgeführt werden, um neues Wissen bzw. Erkenntnisse aus dem digitalen Zwilling zu gewinnen. Die Stadt Luzern nutzt derzeit den digitalen Zwilling einer Beispielregion in der Stadt, mit dem Ziel, behördliche Daten auf eine leicht verständliche Weise der Bevölkerung zugänglich zu machen. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag bei der Realisierung der digitalen Transformation der Stadt Luzern.
Autorin
Bordoloi Zilmil