CO₂ -Hinweise auf Produkten fördern den Kauf klimafreundlicher Produkte. Doch wie lassen sich aussagekräftige Infos abbilden, wenn doch Lieferketten immer komplexer werden?
Wer etwas fürs Klima tun will, kann das über sein Konsumverhalten regeln. Doch wie viel CO₂ hat die Avocado aus Peru auf dem Konto? Ist das Bio-Fleisch aus der Region oder der Proteinersatz aus Fernost klimafreundlicher? Und: Lässt sich das alles überhaupt abbilden?
Transparenz könnten sogenannte CO₂ -Labels schaffen. Genauer gesagt: Infos zu den Treibhausgasen auf Produktverpackungen – beispielsweise in Ampelform neben den Nährstoffen. Eine tolle Idee – findet auch das Gros der Bevölkerung in Europa und den USA, wie eine Online-Umfrage von CarbonTrust zeigen möchte.
Die Lage ist komplex
Soweit so gut. Die Idee den CO₂ -Fußabdruck sichtbar zu machen, ist zweifelsohne gerade in der heutigen Zeit keine schlechte. Zum vertrauenswürdigen Label ist es allerdings ein weiter Weg. Denn: Die Lage beim emissionssparenden Müsliriegel erscheint weitaus komplexer als beim ‚Fair-Trade‘- oder ‚BIO‘-Siegel.
So gibt es verschiedene Phasen, in denen Emissionen entstehen: Von der Produktidee oder dem Anbau über die Produktion bis hin zum Transport und Verkauf. Was den Konsumenten jedoch interessiert, ist am Ende ein einziges aussagekräftiges Bild, das er beim Vorbeigehen versteht. Wie kann das ermöglicht werden?
Lieferketten überblicken – Vorreiter zeigen es
Die Überwachung von komplexen Lieferketten war bisher nicht gerade der Punkt, mit dem sich globale Unternehmen rühmten. Die Corona-Krise hat nochmal viele daran erinnert, wie undurchsichtig globale Lieferketten sein können.
- 12 Prozent der Unternehmen erleiden durch Unterbrechungen der Lieferkette finanzielle Verluste von 250.000 bis 500.000 Euro
- 8 Prozent sogar ein Minus von 1 bis 10 Millionen Euro
- 6 Prozent machen sogar mehr als 10 Millionen Miese
Quelle: Business Continuity Institute und die Zurich Versicherung
Und doch ist die Überwachung von Supply Chains kein Hexenwerk – wie das Handelsunternehmen Migros zeigt. Die Lieferketten des Unternehmens erstrecken sich über den gesamten Globus hinweg. Um den Überblick zu bewahren und auch bei unerwarteten Zwischenfällen schnell und kundenorientiert reagieren zu können, setzt Migros auf eine GIS-basierte Lösung. Diese Erkenntnisse helfen dem Unternehmen auch, den CO₂-Ausstoß der Fahrzeugflotte zu berechnen und eine Routenoptimierung hinsichtlich der CO₂-Reduktion der Transporte anzuvisieren. 2018 wurde das Unternehmen für seinen Nachhaltigkeitskurs als “World’s most responsible retailer” ausgezeichnet.
Hinweis: Für die grüne Lieferkette gibt es freilich kein Pauschalrezept. So zählen für Migros in der bergigen Schweiz womöglich andere Kriterien bei der Optimierung als für das Logistikunternehmen in den Niederlanden.
Transparenz als Wettbewerbsvorteil
Es liegt auf der Hand: Transparenz in der Lieferkette zu schaffen, ist nicht ganz günstig. So müssen in einem ersten Schritt umfassende Informationen über die Lieferkette gesammelt und diese in einem zweiten Schritt in Systemen wie GIS erfasst werden.
Das sind Investitionen, die Unternehmen in der Regel im Voraus tätigen. Doch gerade Krisen wie Corona zeigen, dass sich diese Investition auszahlt – beispielsweise in Form erhöhter Agilität bei Störungen bis hin zu besserer Sichtbarkeit und Kontrolle des Kohlenstoffausstoßes einer Marke. Dazu kommt: Diese Transparenz kann im Wettbewerb um CO₂ -Labels dazu führen, die eigenen Produkte besser vermarkten und gleichzeitig das Image zu stärken können.
Fazit
Ob als Marketingvorteil oder für die Prozessoptimierung: Wer zeitnah seine Lieferkette transparent gestaltet, erhöht seine Chancen, auf der Überholspur zu bleiben – und das möglichst emissionsarm.