Es wird prognostiziert, dass die Weltbevölkerung bis 2050 um 1.9 Milliarden ansteigt. Um einen Lebensraum für die wachsende Bevölkerung zu ermöglichen, wird die Bautätigkeit auch in der Zukunft hoch sein. Über die geplanten Bauten muss die Bevölkerung auch zukünftig entsprechend informiert werden.
In der Schweiz werden heute Bauprojekte mit Bauvisiere ausgesteckt. Zweidimensionale (2D) und dreidimensionale (3D) Visualisierungen des Projekts bieten eine zusätzliche Informationsquelle. Hierbei handelt es sich jedoch um subjektive Ansichten. Denn Parameter wie Perspektive, Beleuchtung der Szene oder Anzahl Menschen in der Visualisierung werden von Architekt*innen ausgewählt.
Objektivere Visualisierungsmethoden sind notwendig
Bauvisiere geben ein subjektives Bild ab. Die Visualisierung des Projektes ist jedoch nicht vollständig: Es wird lediglich die Größe des Gebäudes dargestellt. Bauvisiere sind oftmals für nicht geschulte Augen schwer zu interpretieren.
In der Vergangenheit führten diese herkömmlichen Visualisierungsmethoden zu Debatten. Beispielsweise wurde in der Stadt Zürich vehement über das «Projekt Ensemble» diskutiert; der Schattenwurf habe in den Visualisierungen nicht gestimmt.
Um zukünftig noch objektivere Dialoge zu führen, sind neue Visualisierungsmethoden notwendig. Mehr Transparenz kann mittels Augmented Reality (AR) geschaffen werden.
Aktuelle Workflows verbessern
Eine mobile AR Lösung von Esri ermöglicht eine objektivere Betrachtung des Bauprojekts. Das Projekt kann so zu jeder Jahres- und Tageszeit präsentiert werden. Damit wird ermöglicht, die Szenenbelichtung und somit Schattenwürfe zu verschiedenen Zeitpunkten in der AR Applikation darzustellen.
Das Aussehen der virtuellen Gebäude kann im Gegensatz zu den Bauvisieren in der AR Applikation visualisiert werden. Das virtuelle Bauobjekt kann aus frei gewählten Perspektiven am Bauort angesehen werden, was zu einem besseren Gesamtbild des zukünftigen Objektes führt.
Eignet sich die AR-Methode tatsächlich?
Im Rahmen einer Masterarbeit an der Universität Zürich (UZH) wurde in einer Studie mit 30 Teilnehmer*innen die Eignung einer AR Applikation als Visualisierungsmethode in der Stadtplanung untersucht. Die Visualisierungsmethoden «AR Applikation» und «Bauvisier» wurden anhand von zwei Zürcher Bauprojekten in unterschiedlichen Projektphasen verglichen.
Es konnte gezeigt werden, dass sich Bauvisiere als guten ersten Indikator für ein Projekt eignen. Diese Visualisierungsmethode lässt jedoch Raum für Interpretation übrig. Denn die linearen Bauvisiere stellen nur bedingt ein dreidimensionales Gebäude dar.
In einer AR Applikation kann das Gebäude als dreidimensionales Objekt dargestellt werden. Es können zusätzlich weitere Informationen, wie das Aussehen der Fassade, visualisiert werden. Somit kann eine AR Applikation eine sinnvolle Ergänzung zu konventionellen Visualisierungsmethoden sein.
Die Studienteilnehmer*innen waren positiv gegenüber AR eingestellt. Für sie hat AR großes Potential, um Informationen zu Bauprojekten darzustellen.
AR als Visualisierungsmethode hat weitere Vorteile: Bürger*innen können damit bei der Entscheidungsfindung vor einer Volksabstimmung unterstützt werden. Außerdem kann die Bevölkerung besser in Planungsprozesse einbezogen werden, da die Prozesse mit AR interaktiver gestaltet werden können.
Fazit
Die Eignung der einzelnen Visualisierungsmethoden hängt vom Kontext ab. Bauvisiere eignen sich als Ansager, Augmented Reality eignet sich für fortgeschrittene Projektstände.
Die Bereitschaft, an Public Participation Prozessen teilzunehmen, kann durch die Verwendung neuer Visualisierungsmethoden, wie AR, erhöht werden.