Auf der Interschutz 2022 zeigte Esri Deutschland, wie innovative innere Sicherheit aussehen kann. Wir sprechen mit Holger Ziehm, Public-Safety-Experte über die Highlights. Im Fokus stehen drei spannende Szenarien rund um den Ernstfall.
Herr Ziehm, die Sicherheit der Bevölkerung wird immer komplexer: Wie können digitale Werkzeuge hierbei unterstützen?
Holger Ziehm: Geoinformation ist ein fester Bestandteil der inneren- und äußeren Sicherheit. So wäre es zum Beispiel verhängnisvoll, wenn eine Leitstelle zur Disposition anderes Kartenmaterial als im Navigationssystem im Rettungsmittel verwenden würde. Entsprechend ist die Bedeutung von Geoinformationen bereits in den BOS-Dienstvorschriften genannt: Es geht um die richtigen Mittel, zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Holger Ziehm
Public-Safety-Experte von Esri Deutschland
Dabei geht es nicht nur um die Informationen der Einsatzkräfte, sondern um den Zustand einer ganzen Stadt: Ein digitaler Zwilling für die Gefahrenabwehr. Geodaten sind das Fundament und bieten wertvolle Informationen Zusammenhänge zu erkennen und die richtigen Entscheidungen treffen.
Auf dem Messestand von Esri Deutschland, Eurocommand und Partnerfirmen haben wir dies bei der Interschutz 2022 präsentiert.
Stand hierfür der Smart Public Safety Hub auf der INTERSCHUTZ 2022?
Genau. Gemäß dem diesjährigen INTERSCHUTZ-Motto „Teams, Taktik, Technik – Schutz und Rettung vernetzt“ konnten wir Ihnen einen Leuchtturm der Digitalisierung zeigen. Im Kontext der bevorstehenden Fußball Europameisterschaft UEFA EURO 2024 wurden drei unterschiedliche Szenarien präsentiert. Dabei wurden die „Highlights“ der Fähigkeiten von 12 Partnerfirmen und – viel wichtiger – eine fertige, digitale Lösung für die Aufgaben, wie sie sicher zur Fußballeuropameisterschaft anfallen werden, als Smart Public Safety Hub demonstriert.
Was konnten Besucher:innen am Smart Public Safety erfahren?
Die Besucher:innen hatten nicht nur die die Möglichkeit, einzelne Beispiele anzuschauen, sondern konnten vielmehr die Vernetzung, das Zusammenspiel digitaler Lösungen an folgenden Beispielen erleben:
- Hamburg – Tunnelsperrung: An einem Spieltag in Hamburg kommt es zu Unfällen auf der Autobahn. Der Elbtunnel muss zeitweise gesperrt werden. Es wurde gezeigt, wie Feuerwehr, Polizei, Stadt und Ausrichter digital zusammenarbeiten und diese schwierige Situation meistern.
- Berlin – Public Viewing in der Partymeile: Hunderttausende von Menschen genießen den Fußball in Berlin. Ein Brand bricht in einem Restaurant aus: Rauchentwicklung. Durch geschickte Aktionen gilt es den Ausbruch von Panik zu verhindern und die Menschen zu schützen. Moderne Sensorik wird eingesetzt, um die Situation in Echtzeit zu verstehen und geschickt zu lösen.
- München – VIP-Sicherheit: Hoher Besuch kündigt sich an. Die Abholung vom Flughafen, der Besuch der Innenstadt (Theresienwiese) und schließlich das Anschauen des Fußballspiels in der Allianz Arena müssen durchgeführt werden. Es kommt zu einer unerwarteten Situation. In der Innenstadt tritt Dampf aus bisher unerklärter Ursache aus. Die Situation muss schnellstmöglich analysiert und bewertet werden. Die VIPs werden rasch und sicher aus der Innenstadt heraus begleitet.
Glauben Sie, dass unsere Gesellschaft künftig sicherer sein wird, wenn wir für die Öffentliche Sicherheit Location Intelligence einsetzen?
Dank der fortschreitenden Vernetzung haben die Player der inneren- und äußeren Sicherheit Zugriff auf gigantische Datenmengen. Location Intelligence macht die Daten nutzbar, indem es die Daten in einen konkreten räumlichen und zeitlichen Kontext setzt. Damit schafft Location Intelligence die Grundlage für belastbare und datenbasierte Entscheidungen.
Daher glaube ich, dass bei BOS-(Führungs-)Kräften Location Intelligence als integralen Bestandteil angesehen werden kann – und auch in Zukunft dazu beitragen wird, unsere Gesellschaft ein Stück sicherer zu machen.