Naturgefahren kommen die Mobiliar als größten Sachversicherer der Schweiz teuer zu stehen. In den letzten 20 Jahren verursachten Hagel, Hochwasser und Co. pro Jahrzehnt einen Schadenaufwand von rund 1 Milliarde Franken.
Hagel war in der letzten Dekade die Naturgefahr mit den größten Kostenfolgen. Von diesem Schadenaufwand betraf etwa ein Viertel Gebäude und Hausrat, drei Viertel der Kosten entstanden durch beschädigte Fahrzeuge.
Livia Hollenstein ist GIS Specialist bei der Mobiliar Versicherung. Im Interview mit WhereNext verrät sie, warum sie beim Thema ‚Hagelschäden‘ auf Echtzeitdaten und GIS setzen.
Seit wann nutzt die Mobiliar ArcGIS für die Bewertung von Hagelschäden und warum?
Livia Hollenstein: Seit 2015 nutzen wir ArcGIS im Zusammenhang mit geocodierten Hagelschäden und Echtzeit-Meteodaten in größerem Umfang.
Die Verwendung war naheliegend, da es sich um Daten respektive Phänomene mit starkem Raumbezug handelt und die räumliche (und zeitliche) Komponente entscheidend ist für die Entwicklung eines Verständnisses für das entsprechende Schadenaufkommen.
Können Sie beschreiben, wie Esri Technologie hier hilft?
LH: Wir benutzen Esri Technologie einerseits für das Geocodieren der Schadendaten als auch für das Prozessieren und die Verwaltung von Echtzeit-Meteodaten, die wir alle fünf Minuten beziehen.
Für die Endanwender:innen stehen diese und weitere Geodaten in einem ArcGIS basierten WebGIS bereit. Dieses bietet bei der Validierung von Hagelschäden und vor allem auch im Schadenmanagement bei Hagel-Großereignissen einen echten Mehrwert.
Beim Thema ‚Hagelschäden‘ spielen Echtzeitdaten und GIS eine zentrale Rolle.
Livia Hollenstein, GIS Specialist bei der Mobiliar Versicherung
Weiterführende Auswertungen zum Thema Hagel machen die Experten von Geoanalyse und Naturrisiken unter anderem (aber nicht ausschließlich) in den Desktop-GIS-Lösungen (ArcGIS Pro und arcpy).
Für welche weiteren Anwendungsfelder nutzen Sie GIS genau?
LH: Die Einsatzfelder von GIS sind breit in der Mobiliar: Diese umfassen u.a. das Underwriting, die Gebietsplanung und Analyse anhand von Marktgrößen und Marktanteilen. Aber auch die Unterstützung der Marktbearbeitung anhand von Verkaufs- und Marktchancen, die Verwendung von Geodaten in Pricing-Modellen oder die Schadenschätzung bei Naturereignissen zählen dazu.
Was hat sich seit dem Einsatz von GIS verbessert?
LH: In allen erwähnten Bereichen steigert der Einbezug der räumlichen Komponente die Effizienz und Qualität der Prozesse und stellt eine unabkömmliche Grundlage für datenbasiertes Entscheiden dar.
Vor allem die Beurteilung der Exponierung unseres Portfolios in Bezug auf Naturrisiken und damit verknüpfte Szenarien- und Modellbildungen waren vor GIS nur bedingt möglich.
Was möchten Sie künftig mit GIS noch besser abbilden?
LH: Die quantitativere Hilfestellungen und Informationen zuhanden der internen Stakeholder bei Hagel Großereignissen. Hier wollen wir weitere Meteodaten für die Validierung und Überprüfung von Schadenmeldungen für Endanwender:innen bereitstellen – ebenso wie standardisierte Web-Tools für die Gebietsplanung.
Erfahren Sie hier, warum Versicherer und Banken für ihre Analysen auf ArcGIS setzen.