Den Neophyten geht es an den Kragen: Ab Herbst tritt in der Schweiz ein Verbot für zahlreiche invasive Pflanzenarten in Kraft. Mit GIS-Technologien wird die effiziente Überwachung und Bekämpfung dieser Arten möglich, um die heimische Biodiversität zu schützen.
Bald heisst es «Tschüss Sommerflieder und Tessinerpalme». Anfangs Jahr verabschiedete der Bundesrat die Freisetzungsverordnung von Neophyten, welche beinhaltet, dass per 1. September der Import und Verkauf sowie das Verschenken von mehr als zwei Dutzend Neophyten Arten verboten wird. Dieser Schritt deckt sich ebenfalls mit den Zielen der Schweizer Strategie zu invasiven gebietsfremden Arten. Zudem stimmt das Schweizer Stimmvolk im September 2024 über die Biodiversitätsinitiative ab, die sich für eine vielfältige Natur einsetzt. Der Diskussionspunkt Neophyt könnte daher kaum aktueller sein.
Es herrscht Uneinigkeit darüber, ob Neophyten tatsächlich die Bedrohung darstellen, die ihnen oft zugeschrieben wird. Einige vertreten die Auffassung, dass Neophyten künftig von Nutzen sein könnten, da sie eine höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels aufweisen. Andere hingegen sind der Meinung, dass diese Pflanzen nicht in die Schweiz gehören und in erster Linie den heimischen Arten Licht, Nährstoffe und Raum entziehen. Der Nationalrat betont, dass alle durch menschliche Aktivitäten absichtlich oder unabsichtlich eingeführten Pflanzen, Tiere, Pilze oder Mikroorganismen als „gebietsfremde“ und potenziell schädliche Arten gelten. Pflanzen, die infolge des Klimawandels aus eigenem Antrieb in neue Gebiete vordringen, müssen hingegen anders bewertet werden, da sie nicht mehr als gebietsfremd gelten. Veränderte Standortbedingungen wie Temperatur, Niederschlag und Wasserhaushalt können die Anpassungsfähigkeit einheimischer Pflanzen verringern, während gebietsfremde Arten davon profitieren. Daher lässt sich der ursprüngliche Zustand durch das Entfernen neuer Arten nicht immer wiederherstellen. Dennoch bleibt der Schutz der Schweizer Biodiversität von größter Bedeutung, insbesondere im Kontext des weltweiten Verlusts an Artenvielfalt. In Anbetracht dieser globalen Herausforderungen ist es unerlässlich, Massnahmen zu ergreifen, um die einheimische Flora und Fauna vor weiteren Bedrohungen zu schützen.
Eines steht fest: die Ausbreitung von Neophyten muss systematisch datiert und überwacht werden. Dies war dank GIS-Technologien noch nie so einfach wie heute. Durch den Einsatz einfacher Datenerfassungs-Apps wie ArcGIS Survey123 oder ArcGIS Field Maps wird die Erhebung des Neophytenbestands im Feld zu einer unkomplizierten Aufgabe. Dabei werden die Standorte präzise erfasst, wobei zwischen Punkt- und Flächenlokalisierung je nach Pflanzenart und deren Wachstumsverhalten gewählt werden kann. Zusätzlich werden relevante Attribute dokumentiert, die Aufschluss über die Pflanzenart, den Bekämpfungsstatus, die angewandten Kontrollmassnahmen, den Lebensraum und die Populationsgröße geben. Es besteht zudem die Möglichkeit, Fotos aufzunehmen, welche mithilfe modernster KI-Technologien analysiert und automatisch kategorisiert werden können. Auf diese Weise kann künstliche Intelligenz den Datenerfassungsprozess effizienter gestalten. Im nächsten Schritt können den erfassten Daten wesentliche Informationen entnommen werden, sodass beispielsweise automatisch ein Auftrag zur Entfernung der Pflanze bei der zuständigen Behörde oder Dienstleister generiert wird.
Zur Überwachung des Neophytenbestands ist die Erstellung eines ArcGIS-Dashboards von Vorteil. Dies ermöglicht es allen beteiligten Interessengruppen, sich einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand zu verschaffen, da die Daten in Echtzeit aktualisiert werden. Ein Dashboard bietet die Möglichkeit, die erfassten Neophytendaten sowohl visuell aufzubereiten als auch wesentliche Kennzahlen zu extrahieren. Auf diese Weise kann der Fortschritt im Kampf gegen die Neophyten auf einen Blick erfasst werden.
Hier können Sie das Dashboard direkt ansehen.
Autorin: Saskia Stierli | Intern Solution Engineering | Esri Schweiz