Als einer der führenden Telekommunikationsanbieter für Unternehmen in Deutschland unterhält 1&1 Versatel ein hochleistungsfähiges Glasfasernetz mit mehr als 55.000 Trassenkilometern. Wie GIS-Lösungen entscheidend dazu beitragen, ein Netz dieser Dimension zu managen und weiter auszubauen, verrät Marion Gabel, Senior Expansion Manager bei 1&1 Versatel, im Interview.
Sie betreiben eines der größten und leistungsfähigsten Glasfasernetze Deutschlands. Welche Rolle spielt Ihr GIS beim Management dieser umfangreichen Infrastruktur?
Für das Management unseres Glasfasernetzes ist der Einsatz eines Geoinformationssystems (GIS) unabdingbar. GIS-Technologie ermöglicht uns eine detailgetreue Darstellung unserer Netzinfrastruktur und die effiziente Verwaltung aller damit verbundenen Prozesse – von der Netzplanung über die Standortanalyse bis hin zum eigentlichen Glasfaseranschluss.
Den Ausbau unseres Glasfasernetzes für Unternehmen und öffentliche Einrichtungen treiben wir eigenwirtschaftlich voran. Dort, wo wir über kein eigenes Netz verfügen, setzen wir ergänzend auf die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern, deren Infrastrukturen präzise im GIS dargestellt werden. So können wir bereits vorhandene Schächte und Muffen für die Glasfaserverlegung nutzen und vermeiden damit unnötige Grabungsarbeiten. Das spart nicht nur Zeit und Kosten, sondern minimiert gleichzeitig negative Einflüsse auf die Umwelt.
Marion Gabel
Senior Expansion Manager bei 1&1 Versatel
Auch im Bereich der Analyse profitieren wir maßgeblich vom GIS, in das die Ergebnisse unserer regelmäßigen bundesweiten Geoanalysen eingebunden werden. Durch die Analyse zweidimensionaler Daten sind wir bereits heute in der Lage, die räumliche Nähe unserer Eigentrassen zu Partnertrassen genau zu ermitteln, um das 1&1 Versatel Netz optimal planen und nachhaltig erweitern zu können.
Inzwischen ist es auch möglich, eine weitere Dimension zu berücksichtigen …
Genau. Auch wir werden in Zukunft unsere Analyse um die räumliche Perspektive erweitern – also um eine Darstellung unseres Netzes im dreidimensionalen Raum. So können wir künftig die Höhe von Gebäuden oder andere Geländemerkmale in die Analyse miteinbeziehen und damit Prognosen präzisieren und die Effizienz unserer Infrastruktur steigern. Darüber hinaus planen wir die Integration von Echtzeitdaten, um den Digitalen Zwilling unseres Netzes – also die virtuelle Abbildung der gesamten Infrastruktur – weiter zu optimieren.
In welchen Bereichen wird so ein Digitaler Zwilling zum Einsatz kommen?
Der Digitale Zwilling wird uns entscheidend dabei unterstützen, mögliche Änderungen in unserem Netzwerk vorab in Echtzeit abzubilden. Das ist zum einen von Bedeutung, um auf Basis umfassender Datenanalysen fundierte Entscheidungen für den weiteren Netzausbau zu treffen. In diesem Zusammenhang ermöglicht uns ArcGIS Pro mit der Programmiersprache Python die Simulation von Trassenplanungen und Straßenrouten, um neue Standorte nahtlos in das bestehende Netzwerk zu integrieren und eine reibungslose Verbindung zwischen den Anschlüssen zu garantieren.
Zum anderen können wir durch die Verwendung von Echtzeitdaten verschiedene Störszenarien in unserem Netz simulieren und sind so in der Lage, Risiken frühzeitig zu identifizieren und entsprechend gegenzusteuern.
Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Systeme wird also einerseits der Netzausbau effizienter und nachhaltiger, andererseits profitieren unsere Kundinnen und Kunden immer von der bestmöglichen Netzqualität.
Wie kann das bestehende Netz nachhaltig mit neu geplanten Standorten zusammengeführt werden?
Bei der Anbindung neuer Standorte an unser Glasfasernetz berücksichtigen wir eine Vielzahl von Faktoren. Neben technischen Anforderungen und der Entfernung zwischen den einzelnen Standorten spielt auch die Netzauslastung eine Rolle. Die vorhandenen Glasfasertrassen und -kapazitäten können wir bereits jetzt mithilfe des GIS visualisieren, mit den genannten Faktoren abgleichen und neue Standorte entsprechend einplanen. Dabei kommt uns künftig auch die bereits erwähnte Nutzung der dreidimensionalen Perspektive zugute.
Welche Technologien setzen Sie für den Aufbau und Einsatz des Digitalen Zwillings ein?
Um unsere Infrastrukturdaten geografisch zu verwalten, zu analysieren und zu visualisieren, setzen wir auf die Lösungen ArcGIS Pro 2.9, ArcGIS Enterprise und Portal for ArcGIS. Mithilfe dieser Tools können wir unser Glasfasernetz präzise planen und schaffen zudem eine solide Grundlage für dessen Digitalen Zwilling.
Wie informieren Sie andere Fachbereiche im Unternehmen über die Ergebnisse Ihrer Arbeit?
Momentan stellen wir unseren verschiedenen Fachbereichen noch Excel-Dokumente und Präsentationen mit den jeweils relevanten Informationen zur Verfügung. Mithilfe einer Geodaten-Extraktions-Software werden zudem die Daten der einzelnen Abteilungen für die Analyse eingelesen und in ArcGIS automatisch verarbeitet. Diese Ergebnisse können dann über eine Schnittstelle zurückgeleitet und von den betreffenden Fachbereichen abgerufen werden.
In Zukunft werden wir die bereichsübergreifende Zusammenarbeit um mobile Apps und digitale Dashboards erweitern, damit wir unsere Daten anschaulicher visualisieren, interaktiv bearbeiten und unternehmensweit teilen können.