Die Arbeitswelt befindet sich in einem fundamentalen Wandel und die Pandemie befeuert diesen Trend. Metropolen verlieren dabei an Attraktivität, Geschäftsräume stehen leer, Unternehmen ziehen aus Kostengründen in Randgebiete und längst nicht mehr jeder Mitarbeiter benötigt einen eigenen Arbeitsplatz, sondern arbeitet oft remote – von zuhause oder aus dem Coworking Space. Das hat Vorteile für Arbeitgeber und Beschäftigte.
Die Pandemie machte Homeoffice salonfähig. Dabei ist diese neue Arbeitsweise für beide Seiten interessant: Arbeitnehmer versprechen sich eine bessere Work-Life-Balance und Arbeitgeber profitieren von reduzierten Bürokosten.
Remote work: Gekommen, um zu bleiben
Laut einer Untersuchung von Bitkom arbeiten in der Corona-Pandemie 10,5 Millionen Berufstätige ausschließlich im Homeoffice, weitere 8,3 Millionen zumindest teilweise. In Summe sind das 45 Prozent aller Berufstätigen.
Auch nach Ende der Corona-Pandemie werden sehr viel mehr Berufstätige im Homeoffice arbeiten als zuvor. Nach Bitkom-Berechnungen wird mehr als jeder Dritte den Arbeitsort ganz oder teilweise flexibel wählen. Das entspricht 14,7 Millionen Berufstätigen.
Das hat auch Auswirkungen auf den Wohnort und auf die Immobilienpreise, denn jeder fünfte Berufstätige würde umziehen, wenn er in Zukunft größtenteils im Homeoffice arbeiten könnte. Die Gründe für diesen Wunsch sind unterschiedlich: Sie reichen vom Wunsch, im Grünen zu wohnen bis zur Möglichkeit, außerhalb von Metropolen Miete zu sparen.
Immobilienpreise: Die Stadtflucht macht sich bemerkbar
Die Schere zwischen der Entwicklung der Wohn- und Gewerbeimmobilienpreise geht in Pandemie-Zeiten immer weiter auseinander, konstatiert der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp). Denn Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie wie Lockdowns machen Gewerbeimmobilien zusehends zu schaffen, vor allem bei Objekten, die seit Monaten nicht genutzt werden können. Demgegenüber führt die nach wie vor hohe Nachfrage nach Wohnimmobilien zu einer anhaltenden Preisdynamik. Das Resultat: Innenstadt-Lagen stagnieren in der Preisentwicklung, die Preise im Speckgürtel steigen. Zu dieser Entwicklung tragen neben der zunehmenden Arbeit von zuhause aus, auch andere Merkmale bei: Umwelt- und Klimaschutz, kurze Wege und Luftqualität.
Coworking: Die Alternative zum Büro
Damit Homeoffice-Erfahrungen positiv bleiben, müssen Rahmenbedingungen wie genügend Platz und schnelles Internet stimmen. Doch nicht jeder möchte oder kann dauerhaft in seinem Haus oder seiner Wohnung auch den Arbeitsplatz installieren. Die Alternative heißt dann „Coworking“: Arbeitsorte, in denen verschiedene Menschen unabhängig voneinander und doch gemeinsam arbeiten. Die Vorteile: Beruf und Privatleben sind besser voneinander getrennt und NutzerInnen können sich bei einer gemeinsamen Tasse Kaffee austauschen und netzwerken.
Das Interesse an diesen Arbeitsplätzen steigt. So hat sich die Zahl der Coworking-Spaces in Deutschland zwischen Anfang 2018 und Mai 2020 vervierfacht. Das zeigt eine aktuelle Markterhebung des Bundesverbandes Coworking Spaces Deutschland e. V. (BVCS). Demnach gibt es derzeit rund 1.300 Coworking-Spaces und -flächen in Deutschland. Anfang 2018 waren es nur knapp über 300. Und Befürchtungen, die Branche werde durch die Corona-Pandemie leiden und die Zahl der Spaces einbrechen, haben sich nicht bestätigt.
Diese Karte gibt einen Überblick über die Coworking-Spaces in Deutschland.
Laut Bundesverband mussten zwar in letzter Zeit vereinzelt Spaces aufgrund der Auswirkungen von COVID-19 schließen. Dies dürfte aber nur geringe Auswirkungen auf den allgemeinen Trend haben: das anhaltende Wachstum, das aus der verstärkten Nachfrage nach Arbeitsplätzen und Teamoffices in Coworking-Spaces resultiert und vor allem aus dem Mittelstand kommt. Arbeitsplätze in Coworking-Spaces anzumieten, zahlt sich nämlich für Unternehmen aus – nicht nur als Entgegenkommen für die eigenen Mitarbeiter, sondern auch finanziell. Grob gesagt liegen die Kosten für einen Arbeitsplatz im Coworking-Space rund um die Hälfte niedriger als die kalkulatorischen Kosten im eigenen Büro, so die Berechnungen des BVCS. Ein weiterer Vorteil: Ein Arbeitsplatz im Coworking-Space bietet für Unternehmen darüber hinaus auch Vorteile gegenüber dem Homeoffice, wenn es um rechtliche Fragestellungen wie Arbeitsstättenverordnung oder Datenschutz geht.
Motto: Work near home
Coworking-Spaces gibt es inzwischen vermehrt auch auf dem Land: In Deutschland ist das Angebot außerhalb der Ballungsgebiete in den vergangenen drei Jahren von einer Handvoll auf inzwischen über 140 angewachsen – ein Trend, der dank Digitalisierung anhält.
Vor allem Angestellte profitieren davon, denn sie müssen oftmals wesentlich geringere Pendelzeiten einplanen, wenn sie statt zum Unternehmensstandort einfach zum nächstgelegenen, wohnortnahen Coworking-Space fahren können. Auch die Kommunen profitieren in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht von neuem Leben, wenn die Menschen tagsüber nicht den Ort verlassen müssen, um ihrer Arbeit nachzugehen.
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Ein Vorreiter in Sachen Digitalisierung ist der oberpfälzische Landkreis Cham. Ob für die Vermarktung von freien Flächen, Tourismus- und Stadtmarketing oder die Bereitstellung von digitalen Bürgerformularen – Cham bezieht neben der eigenen Verwaltung auch die kreisangehörigen Gemeinden, Zweckverbände, Eigenbetriebe und staatliche Stellen in ein landkreisweites, interkommunales Geodatenportal mit ein. Dabei hat der Landkreis Cham zur Unterstützung seiner Kommunen bei der Ermittlung belastbarer Daten zur Leerstandsituation beispielsweise ein Projekt zum Flächenmanagement gestartet. Auf der Basis von ArcGIS entwickelte das Landratsamt Cham ein „Siedlungsentwicklungs- und LeerstandmanagementTool“. Mit ihm lassen sich Leerstände aufdecken, vermarkten und beleben. Gefördert wird das Projekt durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.
Fazit
Der Wandel hat Bestand. Arbeit im Homeoffice und die zunehmende Nutzung von Coworking-Spaces wird auch in der Post-Corona-Zeit nicht abreißen. Besonders im ländlichen Raum bieten Coworking-Spaces Unternehmen die Möglichkeit, Pendler zu unterstützen, die Landflucht zu verhindern, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten – und Kosten zu senken.