Ob für Umwelt- oder Businessfragen – digitale Zwillinge stehen bei Managern und Anwender:innen gleichermaßen hoch im Kurs. Besonders im Zusammenspiel mit Geotechnologie sind sie wertvoll. Was auf dieser Basis alles möglich ist, wurde auf den Esri Konferenzen 2022 in Bonn und Zürich deutlich. Rund 1.400 Besucher:innen verfolgten über 60 Kundenpräsentationen und tauschten sich zu den neuesten technologischen Möglichkeiten aus.
Am 5. und 6. Oktober war es nach zweieinhalb Jahren Zwangspause endlich wieder so weit: Die deutsche und Schweizer GIS-Community traf sich in Bonn und Zürich, um sich zu den neuesten Entwicklungen in der Geo-IT auszutauschen.
Alles drehte sich um den digitalen Zwilling. Das Thema hätte passender nicht sein können. Denn: Ob für Umwelt-, Infrastruktur- oder städteplanerische Fragen – überall kommen sie heute zum Einsatz, verbessern Abläufe sowie Analysen – und ermöglichen ganzheitliche Antworten auf die brisanten Fragen unserer Zeit.
Wie vielfältig ihre Potentiale im Zusammenspiel mit GIS sind, wurde auf der Eröffnungsveranstaltung und in den technischen Sessions besonders deutlich.
Ein Blick in die Zukunft
Los ging es mit der Eröffnungsveranstaltung. In Bonn begrüßte Moderator Daniel Finger Jürgen Schomakers, Managing Partner von Esri Deutschland und Esri Schweiz; zeitgleich eröffneten Peter Jäger, Patrice Frei und Philipp Marty die Konferenz in Zürich.
Im Fokus beider Veranstaltungen standen die Potentiale des Digital Twins, dessen Fundament das System ArcGIS bildet. Dank seiner umfassenden Tools lassen sich Objekte, Prozesse oder Phänomene der realen Welt detailgetreu abbilden – darauf aufbauend sind umfassende Auswertungen und Visualisierungen möglich.
Weiter ging es mit innovativen Anwendungsfällen. Was mit moderner Geotechnologie alles möglich ist, wissen am besten diejenigen, die täglich damit arbeiten.
In seiner Keynote erklärte Nikolaus Kemper von der Autobahn GmbH des Bundes, wie Infrastrukturmanagement mit GIS und BIM heute funktioniert. Darüber hinaus gaben die Esri Experten Christer Lorenz und Jens Leibiger einen Einblick in die Arbeit der Stadt Leipzig mit dem digitalen Zwilling. Die Stadt nutzt die Esri Technologie unter anderem, um städteplanerische Fragen zu lösen.
In Zürich lernten die Besucher:innen, wie die Stadt Sankt Gallen einen Digitalen Zwilling zur Arealentwicklung nutzt. Für die Mobility Genossenschaft steht die Standortsuche im Fokus, damit sie ihren 245.000 Kundinnen und Kunden rund 3.000 Fahrzeuge an 1.540 Standorten in der Schweiz rund um die Uhr bereitstellen kann.
Was können Behörden vom Silicon Valley lernen?
Mindestens genauso kurzweilig war der Vortrag von Prof. Dr. Christian Stummeyer. Sein Fachgebiet sind digitale Strategien sowie digitale Vertriebsaktivitäten für Großunternehmen und mittelständische Betriebe.
Er erklärte, was Behörden und auch die Privatwirtschaft von Digitalunternehmen wie Amazon, Google & Co. lernen können – nämlich die Kund:innen besser verstehen und herauszufinden, was sie wirklich wollen. Nur so können Unternehmen und auch Behörden einen Mehrwert für ihre Käuferschaft bzw. für Bürger:innen generieren.
Für jeden das Richtige
Nach der Plenary ging es ans Eingemachte. In vier Thementracks tauchten die Besucher:innen am ersten Tag in ihr Themengebiet ein. Das Rahmenwerk bildete gemäß des Konferenzmottos „Connecting Worlds“ der Digital Twin.
- Governmental Twin: Mit GIS und dem Digital Twin ins moderne E-Government
- Urban Twin: Der Urban Twin als Fundament smarter Städte
- Infrastructure Twin: Intelligente Gebäude und Infrastrukturen dank des Digitalen Zwillings
- Business Twin: Der Business Twin als Entscheidungsgrundlage für smarte Geschäftsprozesse
Unser zerbrechliches Paradies
Um eines der wichtigsten Themen unserer Zeit ging es am zweiten Tag der Konferenz. Hier war der Vormittag ganz im Zeichen der Umwelt. Im Zentrum standen die Potentiale des Environmental Twin als Abbild unserer Erde. Auf seiner Basis beantworten Visionäre aus Wissenschaft und Forschung heute wegweisende Fragen.
So beleuchtete Nils Sparwasser vom Deutsches Zentrum für Luft-und Raumfahrt e.V. mit seiner faktenreichen und bildgewaltigen Keynote, welchen Einfluss der Mensch auf die Umwelt und Natur hat.
Anschließend zeigte der WWF, wie mobile Apps dabei helfen, alte Fischernetze aus den Meeren zu bergen.
Blick unter die Haube
Mindestens genauso ergiebig waren für Anwender:innen die Tech Sessions zur ArcGIS Produktwelt. Neben neuen Releases standen vielfältige Anwendungsmöglichkeiten rund um ArcGIS auf der Agenda – beispielsweise, wie User mit Drohnen Geodaten erstellen, Bilddaten in ArcGIS Pro analysieren oder Deep Learning und KI für Analysen nutzen.
Die Potentiale des ArcGIS Systems – darunter weiterentwickelte Produkte wie ArcGIS Pro 3.0 oder ArcGIS Enterprise 11 – wurden in den 35 Tech Sessions ausführlich behandelt. In diesen warfen Anwender:innen einen Blick unter die Haube – genau wie auf der Produktexpo, auf der auch 16 Partner aus der Geo-IT-Branche ihre Innovationen und Services rund um ArcGIS präsentierten.
Immer wieder wurde deutlich: ArcGIS verbindet verschiedene Technologien wie CAD, CRM und andere Datenbanken. Es fungiert als Basis für Datenaustausch und Kollaboration. Mit anderen Worten: Das neue ArcGIS ist die Single Source of Truth von Digital-Twin-Anwendungen.
Wie auf jeder Esri Konferenz ist das Networking ein integraler Bestandteil. Auf der Solution Expo und Abendveranstaltung hatten die Teilnehmer:innen reichlich Gelegenheiten, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.
GIS – alles wächst zusammen
Die Esri Konferenz machte klar: Der persönliche Austausch ist trotz virtueller Meetingräume nicht gänzlich zu ersetzen. Zugleich ist es aber auch schön zu sehen, wie die digitale Vernetzung voranschreitet und unterschiedliche Disziplinen und Anwendungsbereiche zusammenwachsen.