Covid-19 hat gezeigt: Es kann schneller zu Abweichungen in Lieferketten kommen, als die meisten Experten vermuteten. Höchste Zeit also, Überblick zu schaffen.
Viele Unternehmen praktizieren derzeit aktives Krisenmanagement. Besonders betroffen in der aktuellen Covid-19-Pandemie sind dabei die Verantwortlichen für die Aufrechterhaltung von Lieferketten. Nur wenn sie die Versorgungsströme digital im Blick behalten, können sie in Echtzeit reagieren, Anpassungen vornehmen und die Versorgung sicherstellen. Gleichzeitig bieten entsprechende Lösungen die Möglichkeit, mittel- und langfristig die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen zu stärken.
Wie schnell Krisen zu Abweichungen in der Supply Chain und zu Versorgungsengpässen führen können, das bekamen Endverbraucher direkt zu spüren als sie zu Beginn der Pandemie vor leeren Regalen im Supermarkt standen. Selbst viele erfahrene Supply-Chain-, Risk- und Strategic-Procurement-Manager hat diese Situation überrascht. Heute sind sich die Experten einig: Zukünftig werden Lieferketten nur noch so gut sein, wie die zugrunde liegenden prädiktiven und präskriptiven Technologien. Denn: Hektisch eingesetzte Notfallpläne sind in jeder Krise nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Relevante Gegenmaßnahmen lassen sich vielmehr nur mit fundiertem Wissen treffen.
Präventives Handeln wird möglich
Die intelligente Visualisierung verschiedener räumlicher Daten entlang der Supply Chain ist für Krisen- und Supply Chain-Manager ein klarer Wettbewerbsvorteil. Bisher reagieren Unternehmen zumeist nur im Ernstfall und nach Eintritt eines Ereignisses. Dann ist es aber oft zu spät; Waren werden nicht geliefert und Produktionen stehen still. Das muss aber nicht sein. Unternehmen werden angehalten sein, hier umzudenken und präventiv zu handeln, um ihre Lieferketten besser im Blick zu behalten und Unterbrechungen zu vermeiden.
Neues Lieferkettengesetz
Eine ganz neue Dynamik entsteht hierbei durch ein neues Gesetz, das von der Regierung auf den Weg gebracht werden soll: Faire und nachhaltige Lieferketten in Europa und weltweit sollen künftig über ein Lieferkettengesetz in Deutschland durchgesetzt werden.
Das Gesetz soll Berichts- und Handlungspflichten vorsehen, die sich an internationalen Vorgaben wie den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte und den OECD-Leitsätzen zur Förderung verantwortungsvoller Lieferketten für multinationale Unternehmen orientieren.
Trotz international verbindlicher Vorgaben wurde bisher in Deutschland auf das freiwillige Engagement der Unternehmen gesetzt. Doch die Ergebnisse des NAP-Monitorings sind ernüchternd: Weniger als 20 Prozent der Unternehmen erfüllen die Vorgaben. Nun ist bei den Unternehmen Handlungsbedarf angesagt, um diese Vorgaben zu erfüllen!
Hierzu brauchen sie entsprechende Tools, um die Menge an Daten und Informationen auswerten zu können.
Lieferketten im Blick
Kombiniert und auf einem Dashboard dargestellt können Informationen aus unterschiedlichsten Datenquellen genutzt werden. Dem Nutzer eröffnet sich so eine ganzheitliche Sicht auf die jeweilige Lage und Beziehungen innerhalb der Lieferketten. Zugleich bildet die Visualisierung dieser Daten die Basis für präventives Handeln.
Esri und Partner Geocom bieten dafür auf Basis von ArcGIS maßgeschneiderte Risk Management und Business Continuity Lösungen (RMBC). Damit können Unternehmen die Prozesse innerhalb der Lieferkette analysieren, abbilden und somit das gesamte Supply Chain Management effektiv verbessern.
In der Praxis sieht das so aus: Die Echtzeitdaten der weltweiten COVID-19-Verbreitung werden mit den Daten zu den Lieferketten des jeweiligen Unternehmens, beispielsweise Zulieferstandorten und Risikodaten von vertrauenswürdigen Partnern wie Versicherungen, in Beziehung gebracht. Es entsteht ein automatisch berechneter standortspezifischer Risikoindex, der um individuelle Unternehmensinformationen spezifiziert werden kann. Dieser Risikoindex kann beliebig um weitere Risiken, wie z.B. Nachhaltigkeit, Naturgefahren und politische Risiken erweitert werden.
Das Ergebnis: Risiken an Unternehmens- und an Lieferantenstandorten lassen sich antizipieren und es können rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden, beispielsweise die Suche nach alternativen Lieferanten in weniger stark betroffenen Regionen, um so möglichen Ausfällen vorzubeugen.
Konkreter Mehrwert: Transparenz auf allen Ebenen
Im Jahr 2015 führte ein großer deutscher Automobilzulieferer RMBC-Lösungen von Esri/Geocom zur präventiven und systematischen Analyse von Risiken in der Lieferantenbewertung ein. Ziel ist es, durch kurze Reaktionszeiten und den Einsatz abgestimmter Maßnahmenkataloge beim Auftreten von Risiken Produktionsausfälle so weit wie möglich zu reduzieren oder zu vermeiden.
Der Risikomanagementprozess kann dabei in die drei Hauptelemente
- Risikoanalyse,
- proaktives Risikomanagement und
- Risikoinformationssystem
unterteilt werden. Jede Kategorie wird von einem Expertengremium individuell betrachtet und bewertet, wobei jede Risikobewertung einer Kosten-Nutzen-Kalkulation unterzogen wird. Für die definierten Risikokategorien werden quantitative Risikobewertungen unter Berücksichtigung der Eintrittswahrscheinlichkeit und der Auswirkungen von Maßnahmen auf das Unternehmen durchgeführt. Aus der Kombination beider Dimensionen ergeben sich die möglichen Risikomerkmale.
Die on-premise-Lösung basiert auf SAP als führendem System und die Risk Supplier Management (RSM)-Map auf der ArcGIS Plattform, die unter anderem die Datendienste eines Rückversicherers integriert. In der RSM-Map werden die verschiedenen Risiken auf materieller Ebene bewertet und in SAP zurückgeschrieben. Die verschiedenen Synchronisationsmechanismen werden durch die SAP-PI Schnittstelle (Process Integration) realisiert.
Der Mehrwert: Transparenz im Beschaffungsprozess bis auf Komponentenebene und die Möglichkeit, alternative Beschaffungsoptionen frühzeitig zu bewerten, verkürzen die Reaktionszeit bei auftretenden Risiken. Die abgestimmten Maßnahmenkataloge können dann gezielt eingesetzt werden.
Krisen: Es gibt mehr als COVID-19
Alle Module der Geocom-RMBC-Lösung basieren auf der Esri ArcGIS Plattform. Sie stellt unterschiedliche Datenlayer und damit alle wichtigen Informationen rund um die Ausbreitung des Coronavirus verständlich auf einen Blick bereit – auf dem Desktop und auf mobilen Geräten wie Smartphones, wie beispielsweise dieses Dashboard von NRW zeigt.
Doch es muss nicht erst COVID-19 auftreten: Da die Plattform einfach und flexibel erweitert werden kann, beispielsweise um weitere Karten, Apps oder Dashboards, lassen sich unterschiedliche Situationen und vielfältige Gefahrenherde abbilden.
Fazit
Unternehmen müssen sich stets verschiedener Risiken und damit verbundenen möglichen Produktions- und Lieferausfällen an den jeweiligen Standorten bewusst sein. RMBC schafft dafür die nötige Basis, indem räumliche Daten wertvolle Informationen liefern – beispielsweise bei geplanten Expansionen von Unternehmen, für politische Entscheidungen oder im Gesundheitswesen, um die Sicherheit von Mitarbeitenden und Subunternehmen sicherzustellen. Risiko- und Business Continuity Management bietet damit mehr als die Möglichkeit schneller Reaktionen – es kann die Widerstandsfähigkeit von Organisationen nachhaltig und langfristig erhöhen und so den Markterfolg sichern.